Es ist bereits bekannt, dass die Ursache der Alzheimer-Krankheit multifaktoriell ist: Genetische, toxische, entzündliche, metabolische und ernährungsbedingte Faktoren wirken zusammen und führen zu den charakteristischen pathologischen Veränderungen im Gehirn und folglich zur Entwicklung der dementiellen Symptome.
Aber wie können solch unterschiedliche Störungen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zur Entwicklung derselben Krankheit beitragen? Obwohl diese Frage noch nicht vollständig beantwortet ist, weiß man bereits, dass oxidativer Stress eine gemeinsame Basis all dieser Risikofaktoren darstellt und eine wichtige Rolle bei der Entstehung und dem Fortschreiten der Neurodegeneration spielt.
Oxidativer Stress spiegelt ein Ungleichgewicht zwischen den systemischen Auswirkungen reaktiver Sauerstoffspezies, auch als freie Radikale bezeichnet, und der Fähigkeit eines biologischen Systems wider, die daraus resultierenden Schäden zu reparieren. Mit anderen Worten: oxidativer Stress bezeichnet ein Übermaß an oxidativen Reaktionen, bei denen eine große Menge potenziell chemisch-aggressiver und somit toxischer Substanzen (freie Radikale) entsteht. Dieses übermäßige Ausmaß übersteigt die Fähigkeit des Körpers, das Redox-Gleichgewicht (Verhältnis von Reduktion/Oxidation) wiederherzustellen. An dieser Stelle sei unbedingt zu betonen, dass die Produktion freier Radikale eine natürliche Folge der normalen Funktion eines jeden Organismus ist. Das Problem des oxidativen Stresses besteht immer nur dann, wenn oxidative Aggressoren im Übermaß gebildet werden und die Fähigkeit, das Gleichgewicht wiederherzustellen, im Körper überfordert ist. Dies unterstreicht die Wichtigkeit, bei oxidativem Stress die antioxidative Seite gezielt zu stärken, um die Redox-Balance wiederherzustellen.
Unser Gehirn ist besonders empfindlich gegenüber oxidativem Stress: Es hat einen hohen Sauerstoffbedarf und besteht gleichzeitig zu einem hohen Anteil aus mehrfach ungesättigten Fetten, die für eine bestimmte Art der oxidativen Reaktion, die Lipidperoxidation, besonders anfällig sind. Wenn das Hirngewebe unter oxidativem Stress steht, kann es folglich schnell und kontinuierlich zu Neurodegenerationsprozessen, also zur Zerstörung des Nervengewebes, kommen.
Bildlich gesprochen: Das Gehirn „rostet“ zunehmend vor sich hin!
Daher könnte insbesondere bei der Alzheimer-Krankheit eine antioxidative Therapie von Nutzen sein, um den oxidativen Stress zu minimieren und die Redox-Balance wieder auszugleichen. Zu den bislang am besten untersuchten Antioxidantien für die Alzheimer-Krankheit gehören: Vitamin E, Vitamin C, Beta-Carotin, Alpha-Liponsäure, Coenzym Q10, Melatonin, Curcumin und Resveratrol und andere natürlich vorkommende Polyphenole aus pflanzlichen Nahrungsquellen. In den Unterkapiteln finden Sie aktuelle Informationen zu jedem einzelnen dieser Stoffe.
Referenzen
- Gella A, Durany N. Oxidative stress in Alzheimer disease. Cell Adh Migr. 2009;3(1):88-93. doi:10.4161/cam.3.1.7402