Die „Kognoskopie“ ist ein von Dr. Bredesen geprägter Begriff. Es handelt sich dabei um eine Untersuchung, bei der eine umfassende Labordiagnostik mit kognitiven Tests kombiniert wird. Bei der Kognoskopie werden alle Faktoren analysiert, die zum geistigen Abbau beitragen oder das Risiko dafür vergrößern. Und die Risikofaktoren sind zahlreich (1). Zur Illustration aller Risikofaktoren für die Alzheimer-Krankheit benutzt Dr. Bredesen die Analogie das Bild eines undichten Daches, durch das es regnet: es gibt bis zu 36 Löcher im Alzheimer-Dach, die repariert werden müssen, damit alles wieder dicht ist und das Erkrankungsrisiko gedämmt ist. Nicht jeder Patient hat die gleichen Löcher, und daher werden die Präventionsmaßnahmen auf der Grundlage der Diagnostikergebnisse, der Genetik, des aktuellen Gesundheitszustands und des Lebensstils des Patienten individuell angepasst. Durch die Kognoskopie ist es möglich, diejenigen Löcher „im eigenen Dach“ zu ermitteln, die zum individuellen kognitiven Abbau beitragen können.
Kognoskopie als Früherkennung der Neurodegeneration
Wir alle wissen, dass wir uns im Alter von 50 Jahren einer Darmspiegelung unterziehen sollten, um möglichen Dickdarmkrebs frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Ebenso werden Frauen ab dem 50. Lebensjahr mit einem Einladungsschreiben zur Mammographie eingeladen, um eine schwerwiegende Krebserkrankung des Brustgewebes frühzeitig zu erkennen. Diese Früherkennungsmaßnahmen sind präventive Leistungen und werden von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.
Aber was ist mit unserem Gehirn? Wie bei Darm- oder Brustkrebs dauert es auch bei der Neurodegeneration (Nervenzellenschädigung), einschließlich Alzheimer, viele Jahre, oft Jahrzehnte, bis sie sich entwickelt. Dadurch gibt es auch eine längere Vorlaufzeit, in der wirksam eingegriffen werden kann. Daher empfiehlt Dr. Bredesen jedem, eine Kognoskopie im Alter von 45 Jahren durchzuführen. Sind schon Alzheimer-Fälle in der Familie bekannt, sollte die Kognoskopie noch früher stattfinden.
Die gute Nachricht ist, dass Sie mit einer frühen Kognoskopie eine konkrete Möglichkeit haben, Ihr Demenz-Risiko zu überprüfen und so früh wie möglich eingreifen können. Auf diese Weise können Sie feststellen, ob Sie an Störungen leiden, die langfristig zu neurodegenerativen Erkrankungen beitragen. So können beispielsweise auch Störungen im Kohlenhydratstoffwechsel, wie z.B. Insulinresistenz oder Diabetes mellitus, zur Gefährdung der Hirngesundheit beitragen. In Fachkreisen wird die Demenz auch als Typ-3-Diabetes bezeichnet (2). So wären Sie bereits gefährdet, wenn Sie unter ständig erhöhtem Blutzucker oder Insulinresistenz leiden. Dies spüren Sie nicht und auch der Schulmediziner, falls er den Langzeitblutzucker- oder Nüchterninsulinwert überhaupt misst, würde Ihnen bei viel zu hohen Werten wahrscheinlich immer noch sagen, dass alles in Ordnung ist. Dieses gesundheitliche Risiko würde jedoch in der Kognoskopie frühzeitig erkannt werden und Sie könnten gezielt darauf reagieren.
Spezielle Labordiagnostik und gesunde Referenzwerte in der Kognoskopie
Die Labordiagnostik in der Kognoskopie umfasst hierbei viele Untersuchungen, bei denen „gesunde“ Referenzwerten als Vergleich herangezogen werden. Zu den Untersuchungen gehören:
- die Versorgung mit essenziellen und neurologisch wichtigen Mikronährstoffen
- der komplette Hormonstatus
- eine mögliche Belastung mit Schwermetallen und Erregern
- die Entgiftungskapazität des Körpers
- etwaige Störungen im Kohlenhydratstoffwechsel wie z.B. eine Insulinresistenz und Prädiabetes
- die Darmgesundheit
- die Leber- und Nierengesundheit
- eine mögliche immunologische Störung mit der Folge von subklinischer Entzündung
- eine unphysiologische Ausschüttung von Stresshormonen
- eine mögliche Belastung mit oxidativem Stress
- das Vorhandensein der ApoE-Variante (Risiko-Gen für Alzheimer).
Ein Großteil dieser Analysen sind spezielle moderne labordiagnostische Verfahren, die im Rahmen einer schulmedizinischen Laboruntersuchung nicht gemacht werden und weit über die von der Krankenkasse vorgeschlagenen Präventionsleistung hinaus gehen. Das ist leider auch ein großer Nachteil: Denn es ist in der gesetzlichen Krankenversicherung eine Selbstzahler-Leistung, und die Analysen sind kostenintensiv. Die Kognoskopie kann im vollen Umfang zwischen 500 und 1000€ kosten. Der konkrete Umfang und somit die Laborkosten richten sich nach der individuellen Anamnese.
Falls Sie an einer Kognoskopie interessiert sind, fragen Sie Ihren Therapeuten oder schauen Sie einfach auf unserer Therapeutenseite nach. Hier finden Sie Ärzte, Heilpraktiker, Therapeuten und Coaches, die im Schwerpunkt Demenzprävention und -therapie praktizieren und komplementäre Labordiagnostik anbieten.
Beurteilung Ihrer kognitiven Leistung
Die Beurteilung Ihrer kognitiven Leistung können Sie mit einfachen kostenlosen Online-Kognitionstest machen. Dabei werden verschiedene kognitive Fähigkeiten getestet und in Relation zu Ihrer Altersgruppe gebracht. Die Kognitionstests erfassen in der Regel Fähigkeiten wie z.B. Gedächtnis, Verarbeitungsgeschwindigkeit und -präzision, Logik und Konzentration. Sie nehmen meist nicht mehr als 30 Minuten in Anspruch. Wichtig ist dabei, dass Sie bei der Durchführung darauf achten, dass Sie gut ausgeruht sind und nicht unterbrochen werden. Folgende Internetadressen bieten beispielsweise kostenlose Online-Kognitionstests an:
Fazit:
Handeln Sie eigenverantwortlich, investieren Sie in Ihren Körper und machen Sie mit der Kognoskopie eine Art Inspektion, um Ihre Hirngesundheit noch bis ins hohe Alter zu erhalten. Wissen ist Macht – finden Sie heraus, wo Sie stehen, um Ihre kognitiven Fähigkeiten für die nächsten Jahre und Jahrzehnte zu schützen!
Referenzen:
- Rao, R. V., Subramaniam, K. G., Gregory, J., Bredesen, A. L., Coward, C., Okada, S., … & Bredesen, D. E. (2023). Rationale for a multi-factorial approach for the reversal of cognitive decline in Alzheimer’s disease and MCI: a review. International Journal of Molecular Sciences, 24(2), 1659. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36675177/
- SM de la Monte, JR Wands (2008) Alzheimer’s disease is type 3 diabetes-evidence reviewed. Diabetes Sci Technol 2(6): pp 1101-13. DOI: 10.1177/193229680800200619
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