Ungesättigte Fettsäuren
sind – wie andere Fette auch – wichtige Bausteine im Körper und haben eine Reihe von wichtigen Aufgaben (siehe Auflistung). Abgesehen von den industriell hergestellten Transfettsäuren haben alle Fettsäuren eine bestimmte Funktion im menschlichen Körper. Es gibt grundsätzlich keine „schlechten“ oder „guten“ Fettsäuren. Dennoch kann ein großes Ungleichgewicht innerhalb der Fettsäure-Gruppen signifikante gesundheitliche Probleme hervorrufen. Dieses Ungleichgewicht besteht heute insbesondere im Verhältnis zwischen gesättigten und ungesättigten Fettsäuren und innerhalb der mehrfach ungesättigten Fettsäuren zwischen den sogenannten Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Letztere kann der Mensch nicht selbst herstellen und sie werden als essentielle Fettsäuren bezeichnet.
Einfach ungesättigte Fettsäuren
Einfach ungesättigte Fettsäuren können in Bezug auf entzündliche und degenerative Erkrankungen als neutral bewertet werden, wobei dem Olivenöl (Hauptbestanteil: Ölsäure 55-83%) aufgrund seines Gehalts an Polyphenolen eine besondere Bedeutung zukommt. Die Vielzahl von Gesundheits- und lebensverlängernden Vorteilen von Olivenöl beruhen auf seinem hohen Gehalt an Oleuropein, einem Polyphenol, welches hilft, die LDL-Werte und den Blutdruck zu senken, kognitiven Problemen und Krebs vorbeugt und insgesamt vor oxidativen Schäden schützt [Omar 2010].
Mehrfach ungesättigte Fettsäuren Omega 3 & Omega 6
hier ist die Sachlage deutlich komplizierter. Bei Entzündungskrankheiten und degenerativen Erkrnkungen sind vor allem Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren von hoher Bedeutung, da diese Fettsäuren Entzündungsprozesse regulieren. Während die Omega-6-Fettsäure Arachidonsäure entzündungsfördernd wirkt (was primär nicht schlecht ist, da der Körper auch diese Faktoren z. B. für die Blutgerinnung und die Wundheilung benötigt), bilden Omega-3-Fettsäuren den entzündungshemmenden Gegenpol. Das nebenstehende Bild zeigt anhand der Prostaglandinsynthese den Einfluss von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren auf die Entzündungsprozesse. Während der Omega-3-Zweig ausschließlich entzündungs-hemmende Eigenschaften aufweist, zeigt der Omega-6-Zweig ein janusköpfiges Verhalten. Aus der Dihomo-Gamma-Linolensäure werden sowohl entzündungshemmende als auch entzündungsfördernde Moleküle gebildet. Wie weiter oben erwähnt, schreibt das Genmaterial unseres Körpers eine ausgewogene Balance zwischen den Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren vor.
Heute beträgt das durchschnittliche Omega-6/3-Verhältnis in der Bevölkerung ca. 15:1, während ein
Verhältnis von < 2,5:1
als neutral und gesundheitsfördernd betrachtet werden kann.
Omega 3- erhöhen und Omega 6-Fettsäuren reduzieren!
Omega-3 langkettige mehrfach ungesättigte Fettsäuren, einschließlich der
- Linolensäure (ALA),
- Eicosapentaensäure (EPA) und
- Docosahexaensäure (DHA),
sind Nahrungsfette, die in Zellmembranen eingebaut werden und eine Rolle bei antiinflammatorischen Prozessen und bei der Viskosität von Zellmembranen spielen. ALA kann nur aus der Nahrung gewonnen werden, während DHA und EPA im Körper aus ALA synthetisiert werden können, allerdings nur in geringem Umfang. Deshalb ist es entscheidend, DHA und EPA zusätzlich über die Nahrung oder Supplemente (falls man keinen Fisch verzehrt) aufzunehmen. DHA ist das am häufigsten vorkommende Lipid in der neuronalen Zellmembran, und EPA ist an der synaptischen Plastizität beteiligt und erhöht die Zahl und Funktion der Synapsen. DHA und EPA kommen hauptsächlich in Lebensmitteln wie Fischölen und fetten Fischen vor, einschließlich Lachs, Thunfisch und Forelle, während ALA häufig in pflanzlichen Ölen wie Soja, Raps und Leinölenölen, Nüssen und in kleineren Mengen in Samen, Gemüse, Hülsenfrüchten, Getreide und Früchten vorkommt.
Studien haben gezeigt, dass der Fischkonsum mit einem geringeren Risiko für die AD-Entwicklung verbunden ist. Darüber hinaus scheint eine erhöhte Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren positive langfristige Auswirkungen auf die Struktur und das Volumen bestimmter neuronenreicher Regionen des Gehirns zu haben. Die Ergebnisse von Beobachtungsstudien deuten darauf hin, dass eine ausreichende Zufuhr von fetten Fischen und den darin enthaltenen Omega-3-Fettsäuren (insbesondere DHA) dazu beitragen könnte, die Entwicklung eines pathologischen, fortschreitenden Gewebeschwundes aus der Großhirnrinde zu verhindern und das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung zu verringern. Eine interessante Studie zeigte, dass die Kombination von Omega-3 und Alpha-Liponsäure die kognitive und funktionelle Degeneration bei AD über 12 Monate verlangsamt hat. Alpha-Liponsäure ist ein starkes Antioxidans und kann andere Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E und Glutathion recyceln.
In einer weiteren Studie zeigte sich eine Korrelation zwischen DHA und den B-Vitaminen: Wenn DHA Werte hoch waren, zeigte die Supplementierung der B-Vitamine größere Effekte.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass auch die richtige Kombination der Mikronährstoffe von Bedeutung ist und nicht ein Stoff allein, da die verschiedenen Mikronährstoffe miteinander interagieren und somit ein bestimmtes Gleichgewicht zwischen ihnen wichtig ist. Eine gute Balance liefert alle Substanzen, die Neuronen benötigen, um richtig zu funktionieren und länger zu leben.
Bei der Prävention von Alzheimer und Demenz müssen daher die folgenden Regeln gelten:
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Änderung des Ungleichgewichts zwischen Omega-6 und Omega-3-Fettsäuren in der Ernährung
Eine Hauptursache des oben beschriebenen 15:1 Ungleichgewichts ist die vermehrte Nutzung von billigen Omega-6-reichen Pflanzenölen in der Nahrungsmittelindustrie, insbesondere als Bestandteil von Tierfutter (Soja-Pellets). Wöchentlich werden für jeden Deutschen ca. 700 g Sojamehl mittelbar in der Tierhaltung eingesetzt. Angesichts des hohen Omega-6-Anteils im Sojaöl (über 50%) führt dieses Kraftfutter allein schon zu einer Omega-6-Quelle in unserem Nahrungsalltag. Hinzu kommen Sonnenblumenöl (64%), Maiskernöl (52%) und Sojaöl (51%) mit entsprechend hohen Omega-6-Anteilen im normalen Küchenalltag. Wildfleisch oder das Fleisch von Weidetieren ohne Maisfütterung ist dagegen eher eine Quelle für gute Fette. Hinzu kommt, dass wir im Allgemeinen zu wenig Fischprodukte essen oder aber Omega-6-reiche Produkte von Fischen, die ebenfalls mit Industriefutter gezüchtet worden sind.
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Ernährung mit Lebensmitteln, die die Bildung von entzündlicher Stoffe aus Linolsäure verhindern
Hierzu gibt es drei Möglichkeiten:
a) Konsum von Fischprodukten mit hohem Omega-3-Anteil. Gute Quellen für Omega-3 sind insbesondere fette Fische wie Hering, Makrele, Lachs und Sardinen. Aufgrund der Verunreinigung der Meere sollte der Schwermetallgehalt beachtet werden. In dieser Hinsicht sind Fische wie Heringe, Sardinen und Makrele besser, da sie früher in der Nahrungskette stehen als zum Beispiel Lachs. Von den Pflanzenölen enthält Leinöl besonders viel Omega-3 Alpha-Linolensäure (56-71%). Diese „pflanzliche“ Omega-3-Fettsäure kann allerdings nur eingeschränkt in die wichtigen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA umgewandelt werden, da der Umwandlungsprozess im Allgemeinen schon durch den hohen Anteil von Omega-6 Fettsäuren belegt ist [Talahalli 2010]. Nur Fischprodukte/-öle beinhalten EPA und DHA direkt.b) Reduktion des Zuckerverzehrs und Senkung des Insulinspiegels. Ein niedriger Insulinspiegel verhindert die Bildung von Arachidonsäure aus der Vorstufe DGLA und einen Anstieg von Triglyzeriden und des LDL (LowDensitxyLipoprotein) im Blut [Siri-Tarino 2010].
c) Ernährungsergänzung mit Kurkuma (dem Hauptbestandteil von Curry) und Sesam als Bestandteil der asiatischen Küche. Sowohl Kurkuma (Curcumin) [Koeberle 2009] als auch Sesam (Sesamin) [Wu 2009] blockieren die Bildung von Arachidonsäure bzw. der daraus abgeleiteten entzündungsfördernden Prostaglandine Typ 2. In der fernöstlichen Küche sind diese Naturheilstoffe seit Jahrhunderten ein probates Mittel zur Gesunderhaltung.
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Omega 3-Aufnahme über Nahrungsergänzung
Ein probates und empfohlenes Mittel sind hier schadstoffgeprüfte Fischöle und noch besser Algenöle, die hohe Konzentrationen an EHA und DPA aufweisen. Pro Tag sind zur Prävention mindestens 2 g EPA/DHA zuzuführen.
Quellen:
Koeberle, Andreas; Northoff, Hinnak; Werz, Oliver (2009): Curcumin blocks prostaglandin E2 biosynthesis through direct inhibition of the microsomal prostaglandin E2 synthase-1. In: Molecular cancer therapeutics 8 (8), S. 2348–2355. DOI: 10.1158/1535-7163.MCT-09-0290.
Omar SH. Oleuropein in olive and its pharmacological effects. Sci Pharm. 2010;78(2):133-54
Talahalli, Ramaprasad R.; Vallikannan, Baskaran; Sambaiah, Kari; Lokesh, Belur R. (2010): Lower efficacy in the utilization of dietary ALA as compared to preformed EPA + DHA on long chain n-3 PUFA levels in rats. In: Lipids 45 (9), S. 799–808. DOI: 10.1007/s11745-010-3464-6.
Siri-Tarino, Patty W.; Sun, Qi; Hu, Frank B.; Krauss, Ronald M. (2010): Saturated Fatty Acids and Risk of Coronary Heart Disease: Modulation by Replacement Nutrients. In: Curr Atheroscler Rep 12 (6), S. 384–390. DOI: 10.1007/s11883-010-0131-6.
Wu, Jason H Y; Hodgson, Jonathan M.; Clarke, Michael W.; Indrawan, Adeline P.; Barden, Anne E.; Puddey, Ian B.; Croft, Kevin D. (2009): Inhibition of 20-hydroxyeicosatetraenoic acid synthesis using specific plant lignans: in vitro and human studies. In: Hypertension 54 (5), S. 1151–1158. DOI: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.109.139352.