Was ist die Ursache von Alzheimer? Die gefürchteten Plaques sind es jedenfalls nicht!
In der Alzheimerforschung wird der Schwerpunkt bisher auf die molekularen Abläufe im Gehirn gelegt, die mit einer Veränderung der Hirnstruktur, vor allem und zuerst im Hippocampus auftreten. Hier wird in den Gehirnen von Alzheimerpatienten eine vermehrte Bildung sogenannter ß-Amylase-Plaques gefunden, auch β-Amyloid Peptide (Aβ) bezeichnet. Diese Eiweißverklebungen behindern oder beeinträchtigen dann die Kommunikation der Nervenzellen untereinander. Die Ursachen hierfür werden dem steigenden Lebensalter und einer genetischen Prädisposition zugeschrieben. Folglich wird in der Alzheimer-Forschung seit Jahren (aber völlig erfolglos) nach einer medikamentösen Therapie zur Beseitigung oder zumindest Eindämmung der Plaque-Bildung gesucht. Eine sehr monokausale Betrachtung der Problematik.
Denn es gibt auch Studien, die andeuten, dass diese Plaquebildung nicht das einzig zugrunde liegende Problem sein kann, da es durchaus alte Menschen mit stark erhöhter Plaquebildung gibt, die geistig überaus fit sind.
Eine eindrucksvolle Studie, die die Plaquebildung als monokausale Ursache in Frage stellt, machte der Demenzforscher David Snowdon an der Universität von Minnesota in der sogenannten Nonnenstudie, an der insgesamt 678 Nonnen im Alter zwischen 76 und 106 Jahren teilnahmen.
Seit 1986 durfte Snowden die geistigen Fähigkeiten der Nonnen testen und nach deren Tod die Gehirne auf Anzeichen einer Demenz untersuchen. Das erstaunliche Ergebnis: Einige Gehirne von Nonnen, die bis ins hohe Alter geistig fit und rege waren sowie über ein ausgezeichnetes Gedächtnis verfügten, wiesen alle „Plaques“ wie bei einer schweren Alzheimer-Demenz auf.
In der Folge und parallel wurden andere Einflußfaktoren intensiv untersucht. Darunter virale und bakterielle Infektionen, aber vor allem auch chronische Entzündungen. Hinzu kommt das Problem der Insulinresistenz, unter anderem ausgelöst durch einen übermäßigen Zuckerkonsum der Bevölkerung in den Industrieländern. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kann man heute sagen, dass die Alzheimer-Erkrankung neben genetischen Faktoren vor allem auf negativen Lebensstilfaktoren beruht, die eben chronische Entzündungen und die besagte Insulinresistenz der Gehirnzellen fördern. Manche Ärzte bezeichnen heute die Alzheimer-Erkrankung als Diabetes Typ 3. Die ß-Amylase-Plaques scheinen dagegen ein natürlicher Schutzmechanismus des Gehirns zu sein, der dafür sorgt, dass nicht noch mehr Gehirnzellen zugrunde gehen! Sie sind also ein Warnsignal, aber keine Ursache.
Damit ist aber gleichzeitig der Brückenschlag zu einer sinnvollen Alzheimerprävention und Behandlung gemacht. Eine Reduktion und Vermeidung der Insulinresistenz sowie eine antientzündliche Ernährung und Lebensweise u.a. durch:
- eine gesunde, artgerechte Ernährung,
- eine effiziente Mikronährstoffversorgung (allen voran Omega-3 Fettsäuren),
- Schlafhygiene und ein gesunder Biorhythmus,
- soziale und emotionale Stabilität,
- Sonne und Vitamin D-Versorgung sowie
- geistige Aktivität und ein effizientes Stressmanagement.
Wenn Sie diese Punkte weitestgehend umsetzen, sinkt Ihr Alzheimerrisiko drastisch!
In einer Studie der Uni Leipzig [1] haben Wissenschaftler das Präventionspotenzial für Alzheimer-Demenz in Deutschland ermittelt. Basierend auf international vorliegenden Studienergebnissen wurden sieben Risikofaktoren besonders untersucht: Bluthochdruck, Adipositas (Übergewicht) im mittleren Lebensalter, Depression, körperliche Inaktivität, Rauchen und niedrige Bildung. Das Ergebnis: etwa 50% der Demenzfälle könnten allein über Präventionsmaßnahmen betreffend dieser Risikofaktoren vermieden werden!
Fazit: Auch wenn die vorliegenden Zahlen theoretischen Hochrechnungen entsprechen, lässt sich dennoch das enorme Präventionspotenzial erahnen. Besonders vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der damit einhergehenden alternden Gesellschaft in Deutschland, nehmen vorbeugende Maßnahmen und aufklärende Programme zur Alzheimer-Demenz wie das Projekt KsD einen immer höheren Stellenwert ein.
Referenzen:
[1] Luck, T. & Riedel-Heller, S.G. Nervenarzt (2016) 87: 1194. https://doi.org/10.1007/s00115-015-0045-1Photo: Maria Teneva