Wussten Sie, dass sich das Demenzrisiko allein durch eine gezielte und bewusste Ernährungsweise, um mehr als 50% senken lässt?
Unglaublich, aber inzwischen mit hoher Evidenz wissenschaftlich nachgewiesen.
Martha Martha Clare Morris, ScD, Professor für Epidemiologie und Leiterin der Abteilung für Ernährung und Ernährungsepidemiologie bei der Rush University, Chicago, Illinois beschrieb in einem Vortrag auf der Konferenz „Die Rolle der Ernährung bei Demenz – Prävention und Behandlung“, bei der New Yorker Akademie der Wissenschaften aus dem Jahr 2015, Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus verschiedenen Studien über den Zusammenhang zwischen Ernährungsweise und Demenz.
Sie begann damit Studien zu Mikronährstoffen in Lebensmitteln, wie Vitamin E, DHA und Folsäure, in Bezug auf die Schutzfunktion gegen die Alterung des Gehirns zu überprüfen und zu bewerten. Sie bemerkt hierzu: “Es ist überraschend, dass in den Medien oft behauptet wird, diese Mikronährstoffe hätten keine Schutzfunktion im Bezug auf kognitive Fähigkeiten des Gehirns”. Klinische Studien machen dabei oft grobe Fehler und berücksichtigen zum Beispiel beim Start einer prospektiven Studie nicht die Ausgangslage, also die Basis-Ernährungssituation des Probanden. Werden derartige Faktoren allerdings berücksichtigt, ergeben sich – zum Beispiel bei den oben genannten Mikronährstoffen – signifikante protektive Effekte.
Gleiches gilt bei der Bewertung von bestimmten Ernährungsmustern, wie zum Beispiel der Mittelmeerdiät. Hier wird oft nur der Anteil einer allgemeinen Bevölkerungsgruppe betrachtet, der sich entsprechend ernährt, anstatt die Aufnahmemengen der Mittelmeer-Bevölkerung (die bei Lebensmitteln wie Fisch und Gemüse viel höher sind, als bei einer innerstädtischen Bevölkerung) in Betracht zu ziehen. Diese Verfahren führten zu groben Fehleinschätzungen über den Zusammenhang zwischen Ernährung und Gehirnalterung.
Die MIND-Studie
Die von Martha C. Morris durchgeführte MIND-Studie, hat nun einen sehr viel genaueren Blick auf die Wirkung zweier Diäten – der Mittelmeer-Diät und der DASH-Diät ( Dietary Approaches to Stop Hypertension) – auf den kognitiven Verfall geworfen und sie mit einem neuen weiterentwickelten Diät-Plan verglichen. Die MIND-Diät (Mittelmeer-DASH Intervention für Neurodegenerative Delay) verwendet die Mittelmeer- und DASH-Diäten als Grundlagen und modifiziert sie in Bezug auf Lebensmittel, die von der Forschung schon heute als Faktoren zur Verbesserung der kognitiven Funktion indentifiziert worden sind bzw. den kognitiven Verfall verzögern.
Der Forschungsansatz
Die MIND-Studie verfolgte 923 Personen im Alter zwischen 58 bis 98 über durchschnittlich 4,5 Jahre (in einem Bereich von zwei bis 10 Jahren). Die Einhaltung der Diät wurde mit einem 154-elementigen Fragebogen bewertet und die kognitive Funktion wurde jährlich unter Verwendung von 19 kognitiven Testverfahren gemessen. Das Teilnehmer-Essverhalten wurde mit einem Bewertungsraster evaluiert, das zeigt inwieweit sich ein Teilnehmer an die MIND-, DASH- oder Mittelmeer-Diät hält. Für jede dieser Diäten war eine hohe Einhaltung der Regeln mit einem stark reduzierten Risiko für den Verfall von kognitiven Fähigkeiten verbunden. Für die Menschen, die einer Diät am weitesten folgten, hatte die Mittelmeerdiät die größte Wirkung. Das oberste Drittel der Anhänger zeigte eine 54%-ige Reduktion des Risikos der Entwicklung von Alzheimer Demenz (AD). Die MIND-Diät folgte dicht mit 53% Reduktion.
Die MIND-Diät war aber insgesamt die effektivste, da auch das mittlere Drittel der MIND-Diät Anhänger (also jene die der Diätempfehlung nur moderat folgten) eine signifikante Reduktion des AD Risikos (35%) aufwies, was bei den anderen Diäten nicht nachzuweisen war.
„Im Gegensatz zu den anderen zwei untersuchten Diäten, reduziert auch eine moderate Einhaltung der MIND-Ernährung das Demenzrisiko signifikant „, sagt Morris.
Und so sieht die MIND-Ernährung aus:
Hoher Anteil | Häufigkeit | Stark limitierter Anteil | Häufigkeit |
Grünes Blattgemüse | Täglich | Rotes Fleisch | So wenig wie möglich |
Andere Gemüse | Mindestens einmal täglich | Butter und Margarine | Weniger als ein Teelöffel pro Tag |
Nüsse | Täglich | Käse | Weniger als einmal pro Woche |
Beeren | Mindestens zwei Mal pro Woche | Gebäck und Süßigkeiten | Nur als Ausnahme |
Bohnen | Jeden zweiten Tag | Gebratenes oder Fastfood | Weniger als einmal pro Woche |
Vollkornprodukte | 3 Mal pro Tag | ||
Fisch | mindestens einmal pro Woche | ||
Geflügel | mindestens zweimal pro Woche | ||
Olivenöl | sehr häufig | ||
Wein | ein Glas pro Tag | ||
Fazit: Eine Ernährung, die einem kognitiven Verfall und der Alzheimer Demenz vorbeugt, ist relativ einfach einzuhalten. Selbst bei nur moderater Einhaltung der MIND-Diät sind signifikante Effekte zu erwarten. Sie müssen es nur tun und vor allen Dingen weitersagen. Die Ernährungsschemata in Senioren und Altenheimen müssen dringend überarbeitet werden. Sie können ihren Kindern und Enkeln und sich selbst einen Gefallen tun, wenn Sie sich schon jetzt an ein derartiges Ernährungsprofil gewöhnen. Die Zuckerwatte oder die Schwarzwälder Kirschtorte zum Geburtstag ist sicherlich kein Problem, das tägliche Glas Cola trägt allerdings sicher zum langsamen geistigen Verfall bei.
Referenzen:
- Morris MC, Tangney CC, Wang Y, Sacks FM, Bennett DA, Aggarwal NT. MIND diet associated with reduced incidence of Alzheimer’s disease. Alzheimers Dement. 2015;11(9):1007–1014.https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25681666
- Morris MC, Tangney CC, Wang Y, et al. MIND diet slows cognitive decline with aging. Alzheimers Dement. 2015;11(9):1015–1022. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26086182