Langfristige gesunde Ernährung kann das Gedächtnis bewahren
Eine Studie, die 2018 im American Journal of Medicine veröffentlicht wurde, hat gezeigt, dass eine dauerhafte gesunde Ernährungsweise im mittleren Alter auch noch Jahre später mit einem größeren Volumen des Hippocampus in Verbindung steht , und somit und vor kognitivem Rückgang schützen kann. Der Hippocampus ist eine Struktur im Gehirn, die sich im Temporallappen jeder Hirnhälfte befindet und direkt am Prozess der Gedächtnisbildung beteiligt ist. Das Volumen des Hippocampus kann mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns bestimmt werden. Die Abnahme seines Volumens, was auch als Hippocampus-Atrophie bezeichnet wird, hängt mit kognitiven Beeinträchtigungen zusammen und findet in der klinischen Praxis Einsatz zur Diagnose der Alzheimer-Krankheit.
In dieser Studie wurde die Qualität der Ernährung von 459 Teilnehmern, die im Durchschnitt 49 Jahre alt waren, mit Hilfe eines Fragebogens erfasst, den die Probanden jeweils 2 Jahre lang zu Beginn der Studie und 11 Jahre später ausfüllen mussten. Am Ende der Nachuntersuchung, die etwa 13 Jahre nach dem ersten Fragebogen stattfand, unterzog man die Teilnehmer einer Gehirn-MRT zur Untersuchung des Hippocampus. Das Ergebnis war, dass eine langfristig angelegte gesunde Ernährung, die einem höheren Gesamtwert im Alternative Healthy Eating Index entsprach, mit einem größeren Gesamtvolumen des Hippocampus verbunden war. Dieser Zusammenhang war unabhängig von soziodemographischen Faktoren, Rauchgewohnheiten, körperlicher Aktivität, Herzstoffwechsel-Faktoren, kognitiven Beeinträchtigungen und depressiven Symptomen . Außerdem war der Effekt im linken Hippocampus ausgeprägter als im rechten.
Eine gesunde Ernährung, die auf den Empfehlungen des Alternative Healthy Eating Index 2010 basiert, ist reich an Gemüse, Obst, Vollkorngetreide, Nüssen, Hülsenfrüchten, Omega-3-Fettsäuren und mehrfach ungesättigten Fettsäuren und verzichtet weitgehend auf zuckerhaltige Nahrungsmittel, rotes und verarbeitetes Fleisch, Transfettsäuren und natriumreiche Produkte. Sie zeichnet sich auch durch einen geringen Alkoholkonsum aus.
Die Ergebnisse dieser Studie unterstützen die Hypothese, dass die Gesamternährung die Gehirnstrukturen mit einem spezifischen Einfluss auf das Volumen des Hippocampus beeinflussen kann. Weiterhin haben auch andere Forschungsgruppen den Einfluss der Ernährung auf andere Gehirnstrukturen untersucht. Dabei wurde die Qualität der Ernährung anhand eines Bewertungsschemas für die mediterrane Ernährungsform beurteilt, und man stellte fest, dass höhere Werte (=gesündere Ernährung) mit einer größeren Dicke der Gehirnrinde, einer geringeren Belastung und einer besseren erhaltenen Mikrostruktur der weißen Hirnsubstanz verbunden sind. All diese Ergebnisse weisen auf eine verbesserte Aufrechterhaltung der normalen Hirnstruktur und somit deren Schutz bei gesunder Ernährungsweise hin.
Eine andere frühere Studie, die 2015 in der BMC Medicine veröffentlicht wurde, hat im Umkehrschluss gezeigt, dass eine höhere Zufuhr ungesunder Nahrungsmittel, die normalerweise in der westlichen Ernährung vorkommen, mit einem geringeren Volumen des Hippocampus assoziiert war. Dieser Befund wurde ursprünglich an experimentellen Tiermodellen beobachtet und deutete darauf hin, dass eine energiereiche Ernährung, die reich an gesättigten Fetten und raffiniertem Zucker ist, die neuronale Plastizität und Funktion nachteilig beeinflusst. Tiere, die eine hochenergetische, fett- und zuckerreiche Nahrung erhielten, zeigten geringere Leistungen beim Hippocampus-abhängigen räumlichen Lernen, bei der Objekterkennung, und auch verringerte Konzentrationen einer schützenden körpereigenen Substanz im Hippocampus, dem sog. neurotrophen Faktors (BDNF), und eine Beeinträchtigung der Integrität der Blut-Hirn-Schranke.
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Wenn man nun berücksichtigt, dass der Hippocampus mit dem langfristigem, deklarativem, episodischem Gedächtnis sowie dem flexiblen Kognitionsnetzwerk assoziiert ist, unterstreichen alle diese Studien die Notwendigkeit, die Ernährungsqualität und das Ernährungsverhalten als mögliche Einflussgrößen auf kognitive Fähigkeiten, auf die psychische Gesundheit und auf das Sozialverhalten zu erkennen.
Schlussfolgerung:
Eine dauerhafte gesunde Ernährungsweise scheint, im Gegensatz zu einer nur kurzfristig angelegten Ernährungsumstellung, der Schlüssel zur Förderung der Gehirngesundheit und zur Prävention von Demenz zu sein.
Daher ist eine routinemäßige Ernährungsberatung im Rahmen eines Arztbesuchs auf der Ebene des Patienten sehr wichtig und sie sollte auch ein hochrangiges Ziel der öffentlichen Gesundheit sein.
Um mehr zu erfahren:
https://kompetenz-statt-demenz.de/praevention-behandlung/ernaehrung/die-mind-diaet/
Akbaraly, T et al. Association of Long-Term Diet Quality with Hippocampal Volume: Longitudinal Cohort Study. The American Journal of Medicine 2018 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30056104
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Mosconi L, Murray J, Tsui WH, et al. Mediterranean diet and magnetic resonance imaging-assessed brain atrophy in cognitively normal individuals at risk for Alzheimer’s disease. J Prev Alzheimers Dis. 2014;1(1):23–32. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25237654
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