Halten Sie Mund und Zähne gesund: Zahnfleischerkrankungen und Alzheimer-Erkrankung

2,7 Minuten LesezeitVeröffentlicht am: 13. November 2019Von Kategorien: Parodontose, Ursachen

Der Zusammenhang zwischen kognitiver Funktion und Mundgesundheit wurde bisher durch einige Beobachtungsstudien gut dokumentiert. Einerseits wurde berichtet, dass Parodontalerkrankungen und Zahnverlust mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden sind. (Andererseits) Auf der anderen Seite wurde auch eine verbesserte Gedächtnisleistung nach einem zahnärztlichen Eingriff beobachtet. 

Aus diesen Erkenntnissen entstand eine Diskussion darüber, was zuerst auftauchen könnte: Führt eine beginnende kognitive Einschränkung zu schlechter Mundhygiene und Zahnverlust, gefolgt von einer schlechten Ernährung, einschließlich einer geringeren Zufuhr von Vitaminen, was schließlich eine Demenz zur Folge hätte?? Oder erhöht die Parodontalerkrankung die Konzentration zirkulierender Entzündungsbotenstoffe, die an der Pathogenese der Demenz beteiligt sein könnten?

In jüngster Zeit wurde diese Korrelation durch die Identifizierung von Amyloid β (Aβ) als antimikrobielles Peptid deutlicher. Chronische Parodontose und die Infektion mit Porphyromonas gingivalis – einem Schlüsselpathogen bei der Entwicklung der chronischen Parodontose – sind wesentliche Risikofaktoren für die Entwicklung von Aβ-Plaques, Demenz und Alzheimer (AD). 

In einer in Science Advances (1) veröffentlichten Studie fand ein multinationales Forscherteam heraus, dass das Vorhandensein einer oralen P-Gingivalis-Infektion bei Mäusen zu einer Infiltration des Gehirns durch diese Bakterien führte, gefolgt von einer erhöhten Produktion von Aβ, dem Bestandteil der Amyloid-Plaques, die an AD beteiligt waren. Sie fanden auch heraus, dass Gehirne von Menschen, die von AD betroffen waren, eine größere Immunreaktivität gegenüber Gingipainen – einem Virulenzfaktor, der von P.gingivalis produziert wird – aufwiesen als Gehirne von Nicht-AD-Kontrollgruppen. Darüber hinaus wurde DNA aus P. gingivalis in der zerebralen Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) lebender AD-Patienten und in postmortalen Studien an AD-Patienten gefunden.

Diese Ergebnisse zeigen, dass eine Hirninfektion mit P. gingivalis nicht das Ergebnis einer schlechten Zahnpflege nach Beginn der Demenz oder eine Folge einer späten Erkrankung ist, sondern ein frühes Ereignis, das die Pathologie bei Menschen mittleren Alters schon vor der kognitiven Beeinträchtigung erklären kann. 

Es unterstützt das Konzept, dass Aβ ein antimikrobielles Peptid ist und unterstreicht die Bedeutung des Aufbaus eines gesunden Mikrobioms zur Vorbeugung von AD.

Sobald die Mundhöhle infiziert ist, kann P-Gingivalis über eine Reihe von Wegen ins Gehirn gelangen, einschließlich: 1) Infektion von Monozyten, die durch das Gehirn rekrutiert worden sind, 2) direkte Infektion und Schädigung von Endothelzellen, die die Blut-Hirn-Schranke schützen, und/oder 3) Infektion und Ausbreitung durch kraniale Nerven [z.B. olfaktorisch oder trigeminal] ins Gehirn. 

Nach dem Eintritt in das Gehirn moduliert P-Gingivalis entzündliche angeborene und adaptive Immunantworten und aktiviert die Entzündungskaskade Aβ (siehe Abschnitt Ursachen für weitere Informationen) mit der Produktion von Aβ-Plaques. 

Die Behandlung von chronischer Parodontitis und P. gingivalis-Infektion mit Antibiotika oder mit einem Gingipain-Inhibitor könnte die Entzündungsreaktion reduzieren und die Bildung von Aβ-Plaques bremsen. Aber das ganze Problem würde bei einer neuen Episode der P. gingivalis-Infektion wieder auftauchen. 

Fazit:

Der wichtigste Faktor dabei ist die Erhaltung eines starken und gesunden oralen Mikrobioms, das Dysbiosen (Ungleichgewichte in der Bakterienbesiedlung)  vorbeugen und das Gleichgewicht des Immunsystems der Mundhöhle gewährleisten kann. Wer hätte gedacht, dass eine saubere Zahnbürste und eine gute Mundhygiene (ohne zu viel Fluorid) helfen, geistig fit zu bleiben?

Referenzen:

  1. Dominy SS, Lynch C, Ermini F, et al. Porphyromonas gingivalis in Alzheimer’s disease brains: Evidence for disease causation and treatment with small-molecule inhibitors. Sci Adv. 2019;5(1):eaau3333. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30746447
  2. Yamamoto T, Kondo K, Hirai H, et al. Association between self-reported dental health status and onset of dementia: a 4-year prospective cohort study of older Japanese adults from the Aichi Gerontological Evaluation Study (AGES) Project. Psychosom Med 2012; April 74 (3): 241-8 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22408130
  3. Wu B, Fillenbaum GG, Plassman BL, Guo L. Association Between Oral Health and Cognitive Status: A Systematic Review [published correction appears in J Am Geriatr Soc. 2016 Aug;64(8):1752]. J Am Geriatr Soc. 2016;64(4):739–751. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27037761
  4. Harding A, Robinson S, Crean S, Singhrao SK. Can better management of periodontal disease delay the onset and progression of Alzheimer’s disease? J Alzheimers Dis. 2017; 58 (2):337-348 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28453484
Statine und Demenz: Lassen Sie Ihre Gehirnzellen besser leben!
Our brain is what it eatsUnser Hirn ist, was es isst - eine Dokumentation auf arte und was wir daraus lernen können