Ashwagandha: Wie kann dieses kraftvolle Kraut Demenz verhindern?

3,2 Minuten LesezeitVeröffentlicht am: 27. Januar 2021Von Kategorien: Behandlungsformen, Pflanzenstoffe

Ashwagandha (Withania somnifera), auch bekannt als indischer Ginseng oder Winterkirsche, ist eines der wichtigsten Kräuter in der ayurvedischen Medizin. Es wird seit Jahrtausenden als verjüngendes Tonikum verwendet, d.h. zur Steigerung der körperlichen und geistigen Gesundheit durch Förderung der Langlebigkeit. Klassischerweise wurden verschiedene Teile der Pflanze (einschließlich Wurzeln, Blätter und Blüten) verwendet, um verschiedene Zustände wie Rheuma, Verstopfung, Schlaflosigkeit, chronischen Stress und hormonelle Ungleichgewichte zu behandeln.

In letzter Zeit haben die Vorteile dieses Krauts das Interesse der konventionellen westlichen Medizin geweckt und in den letzten 10 Jahren wurden viele Studien veröffentlicht, die wissenschaftliche Beweise für das bringen, was traditionelle Gesellschaften bereits vor vielen Jahren beobachtet und praktiziert haben.

Obwohl die Studien am Menschen noch begrenzt sind, zeigen sowohl die in vitro-Forschung als auch Untersuchungen im Tiermodell Hinweise auf eine positive Wirkung von Ashwagandha bei der Behandlung von Diabetes, Krebs, Stress, Angstzuständen, Schizophrenie, männlicher Unfruchtbarkeit, neurodegenerativen Erkrankungen sowie bei der Zunahme der Muskelmasse und der Leistung von Sportlern.

Die meisten Wirkungen von Ashwagandha werden auf seine Fähigkeit zurückgeführt, die Hormonausschüttung zu regulieren und den Körper an Stress anzupassen. Es wird daher als ein starkes Adaptogen angesehen. Seine Hauptwirkung ist es, das Cortisol auszugleichen, ein Hormon, das von der Nebenniere in Situationen von anhaltendem Stress ausgeschüttet wird. Es wurden auch weitere günstige Effekte beobachtet, darunter entzündungshemmende und antioxidative Wirkungen.

Ashwagandha hat weiterhin einen positiven Einfluss auf die Hirngesundheit: es reduziert das Ausmaß der Amyloid-Beta-Ablagerungen in den Gehirnzellen und fördert die Regenerationsfähigkeit der Axone. Axone sind diejenigen Teile der Nervenzelle, die an der Nervenimpulsübertragung beteiligt ist. Solche Effekte zeigen eine mögliche Rolle dieses Krautes in der Behandlung der Alzheimer-Krankheit. In Tiermodellen kann man tatsächlich eine Umkehrung der neuronalen Atrophie und eine Wiederherstellung der synaptischen Funktion nach der Behandlung beobachten. So scheint es nicht verwunderlich, dass in diesen Experimenten auch eine Prävention von Gedächtnisverlust und der Verbesserung von Demenz-Symptomen durch Ashwagandha beobachtet wurde.

Studien mit Ashwagandha am Menschen sind zwar noch selten, aber es gibt Berichte aus randomisierten klinischen Studien über verbesserte exekutive Funktionen, Aufmerksamkeit und Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit bei Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung (1) und bipolarer Störung (2).

Der Wirkmechanismus von Ashwaganda bei der Behandlung der Alzheimer-Krankheit wurde kürzlich in einer Tiermodellstudie aufgeklärt (3): Ratten mit Scopolamin-induziertem Gedächtnisverlust (ein in Studien zur Alzheimer-Krankheit häufig verwendetes Modell) zeigten eine Verbesserung der Symptome, nachdem sie mit konzentriertem Extrakt aus W. somnifera-Blättern gefüttert wurden. In dieser Studie wurden die Effekte von Ashwagandha sowohl in der Neuroprotektion (Schutz der Nervenzellen vor Läsion) als auch im Neurotrophismus (neuronales Wachstum und Regeneration) gut dokumentiert.

Es konnte auch gezeigt werden, dass die Wirkung von Ashwagandha auf die Funktionen der Hirnrinde durch die Stimulation von Acetylcholin-Rezeptoren (M1-Muscarin-Rezeptoren) erfolgt (4). Acetylcholin ist ein wichtiger Neurotransmitter, der als Promotor der Kommunikation zwischen Neuronen (Synapse) fungiert. Die Stimulation der M1-Rezeptoren kann die Wirkung des Acetylcholin nachahmen, wodurch die Übertragung von Nervenimpulsen verbessert und die Symptome der Erkrankung reduziert werden.

Die Bedeutung von Acetylcholin in der medikamentösen Behandlung  der Alzheimer-Krankheit ist so gut belegt, dass eines der gebräuchlichsten Medikamente gegen AD genau dadurch wirkt, dass es die Verfügbarkeit dieses Stoffes im Gehirn erhöht. Diese Gruppe von Medikamenten werden „Cholinesterase-Hemmer“ genannt (Erfahren Sie mehr in unserem Abschnitt Behandlung).

Zukünftige klinische Studien werden mehr Klarheit über die Auswirkungen von Ashwagandha auf die Alzheimer-Krankheit bringen. Aber es sieht jetzt schon danach aus, dass die jahrtausendealte Verwendung von Ashwagandha durch traditionelle Medizinsysteme letztendlich durch wissenschaftliche Studien der modernen Medizin bestätigt wird.

Fazit:

Ashwagandha, auch bekannt als indischer Ginseng oder Winterkirsche, ist ein potentes Adaptogen, das traditionell in der ayurvedischen Medizin verwendet wird. Neben zahlreicher günstiger Effekte auf den Organismus sind mittlerweile auch seine positiven Auswirkungen auf Gedächtnis, Kognition und Langlebigkeit bekannt. Aktuelle wissenschaftliche Studien haben die zugrundeliegenden Wirkmechanismen aufgeklärt und somit nachgewiesen, was dieses uralte Kraut zu einer vielversprechenden Waffe für die Vorbeugung und Behandlung der Alzheimer-Krankheit macht.

Referenzen

  1. Choudhary D, Bhattacharyya S, Bose S. Efficacy and Safety of Ashwagandha (Withania somnifera (L.) Dunal) Root Extract in Improving Memory and Cognitive Functions. J Diet Suppl. 2017 Nov 2;14(6):599-612.
  2. Singh N, Bhalla M, de Jager P, Gilca M. An overview on ashwagandha: a Rasayana (rejuvenator) of Ayurveda. Afr J Tradit Complement Altern Med. 2011;8(5 Suppl):208-213. doi:10.4314/ajtcam.v8i5S.9
  3. Konar A, Shah N, Singh R, Saxena N, Kaul SC, Wadhwa R, Thakur MK. Protective role of Ashwagandha leaf extract and its component withanone on scopolamine-induced changes in the brain and brain-derived cells. PLoS One. 2011;6(11):e27265.
  4. Konar A, Gupta R, Shukla RK, Maloney B, Khanna VK, Wadhwa R, Lahiri DK, Thakur MK. M1 muscarinic receptor is a key target of neuroprotection, neuroregeneration and memory recovery by i-Extract from Withania somnifera. Sci Rep. 2019 Sep 30;9(1):13990.
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